Margot Käßmann: „Ich bin getragen, ich bin gehalten.“

Nach einem Strandspaziergang mit ihren Enkeln an der Ostsee sprach Margot Käßmann mit dem ADLERBLICK – gelöst, nachdenklich und zugleich mit wachem Blick – über Glauben, Verantwortung und die Frage, was Kirche heute noch trägt.

Die Theologin und ehemalige Ratsvorsitzende der EKD erzählt, wie sie schon früh erfahren hat, dass Theologie Antworten geben kann, wo das Leben Fragen stellt. Inspiriert von Martin Luther King begann sie ihr Studium mit dem Wunsch, Glauben und Gesellschaft miteinander zu verbinden. Dabei sei ihr wichtig geblieben, dass christliche Überzeugungen immer konkret werden: „Ich muss vor meinem Gewissen, vor Gott, der Bibel und der Vernunft verantworten, was ich tue.“

Besonders bewegend sind ihre Worte über Halt in Krisenzeiten: „Ich werde nicht im Elend versinken, sondern ich bin getragen, ich bin gehalten.“ Dieses Vertrauen habe sie auch in schwierigen Momenten getragen – etwa nach ihrem Rücktritt als Bischöfin. Fehler gehören zum Leben, sagt sie, aber Gott lasse keinen fallen.

Käßmann betont, dass Glaube Beziehung bedeutet – zu Gott und zu Menschen. Gerade in einer digitalisierten Welt, in der vieles oberflächlich geworden ist, erinnert sie an den Wert echter Begegnung: „Du bist ein Kind Gottes, ganz gleich, ob du dick bist oder dünn oder deine Nase krumm ist oder gerade.“

Ihr Blick auf die Kirche bleibt klar: weniger Perfektion, mehr Echtheit; weniger Macht, mehr Vertrauen. Und ein wenig mehr Freude. Ihr Wunsch an die Christenheit: „Fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet.“

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